In der Familie, am Arbeitsplatz, ja manchmal auch unter Freunden entstehen sie – Konflikte. Um sie zu lösen, ist es sinnvoll zu verstehen: wie kam es dazu?

Zum Beispiel arbeitet jemand mit Menschen zusammen und erwartet aus seiner Position heraus, dass bestimmte Abläufe wie geschmiert laufen und jeder seine Aufgabenfelder erfüllt, wie es im vergangenen Teammeeting besprochen wurde. Doch eine Kollegin verhält sich anders. Derjenige spricht die Situation an und erntet genervte Blicke.

 

Bevor sie oder er innerlich explodiert und der Ton schärfer wird bremst sich die Person aus.

 

„Keinen offenen Konflikt“ denkt sie sich, „das ist tödlich für ein Team“. Also hältt sie die Luft an und schluckt den Ärger runter.

 

Alleine schon sich dieses bildlich vor Augen zu führen reicht um zu wissen, das kann dem Körper nicht gut tun (manche reagieren mit Magenschmerzen, der Bauch fühlt sich nicht gut an,…). Die, die mich kennen, wissen, ich stehe dafür, dass Körper, Geist und Seele, diese Dreiheit zusammenhängt und Einfluss aufeinander hat. Konflikte stellen stets ein Ungleichgewicht dar und es ist sinnvoll das Gleichgewicht wieder her zu stellen. Im folgendem Beispiel findest Du ausführlicher, wie es sich damit verhält.

 

Der Konflikt steht in unserer Büroszene also da, so mitten im Raum, wie bestellt und nicht abgeholt. Ungelöst.

 

Wie ist es eigentlich dazu gekommen? Und woran merkst Du, das überhaupt ein Konflikt vorliegt? Jeder reagiert anders. Die eine ist hilflos und frustriert. Einige werden wütend oder traurig oder fürchten sich.

 

Ein Beispiel aus meinem privaten Umfeld: Meine Eltern wohnen einige Kilometer entfernt von mir. Neulich war ich zu Besuch und wir haben zusammen in der Küche gestanden und gekocht. Meine Aufgabe war es den Endiviensalat zu schneiden, was ich tat. Meine Mutter erklärte mir streng: „Das hättest Du aber anders machen müssen, der Salat muss kleiner geschnitten werden!“

 

Abgesehen davon, dass ich nicht so viel Zeit in der Küche verbringe, schaffe ich es seit vielen Jahren meine Salate zurecht zu zaubern, so wie ich es für richtig halte. Zudem bin ich der Meinung, auch in der Küche bereichert uns die Vielfalt und die unterschiedlichen Herangehensweisen.

 

Ich sagte darum, dass ich keinen Sinn darin sehen würde, warum ich das nicht auf meine Art und Weise machen könne. Sie entgegnete, dass ich tun solle, was sie sage. Ich entgegnete, dass ich entscheide, wie ich das tue. Sie wiederum, dass ich lediglich Assistentin in ihrer Küche sei – und ich, das ich entscheide, wo ich assistiere.

 

Worte können Knöpfe drücken. Meine Mutter fühlte sich unwohl, weil ihr leckeres Essen wichtig ist und sie ein bestimmtes Ergebnis im Kopf hatte. Ihre Art es mir zu sagen erlaubte es mir in dem Moment nicht, zu sehen, worum es ihr wirklich geht. Mir hingegen ist Sinn ein Bedürfnis. Und Freiheit: mich unabhängig zu bewegen und selbst zu entscheiden, was ich tue. Beides hatte sie durch ihre Worte „beleidigt“.

 

Durch unsere Art und Weise uns auszudrücken haben wir beim anderen Knöpfe gedrückt. Ohne es zu bemerken. Oder es sehen zu wollen. Und schwupp waren wir mittendrin in einem Konflikt.

 

Auch in dem oben genannten Beispiel aus dem Büro werden Bedürfnisse verletzt. Der einen Person ging es um Ordnung, es war etwas ausgemacht, was die andere Kollegin nicht eingehalten hat.

Der einen ist Harmonie wichtig, die wollte sie nicht opfern und hat den Ärger runter geschluckt. Und aus Respekt vor dem Team schluckte sie alle schlechten Gefühle runter.

 

Bedürfnisse erkennen

Es gibt Bedürfnisse und Werte, die wir alle teilen. Solche, die zwischenmenschliche Beziehungen betreffen, wie Mitgefühl oder Aufrichtigkeit. Oder solche, die unsere Lebensumstände betreffen, wie Sicherheit, ein Arbeitsplatz oder ein wohliges Zuhause. Doch sie sind uns unterschiedlich wichtig.

 

Bedürfnisse benennen

Sobald ich erkenne, was bei mir „beleidigt“ wurde, kann ich meine Bedürfnisse entsprechend artikulieren. Meistens reicht es aus, sich seine Bedürfnisse selbst vor Augen zu führen, zu erkennen, welche Knöpfe gerade gedrückt sind.

 

Dabei kann es hilfreich sein Deine Bedürfnisse aufzuschreiben. So kannst Du Dich in dem nächsten Konflikt noch leichter daran erinnern, warum sich etwas nicht gut anfühlt.

 

Sowohl in der Familie als auch am Arbeitsplatz im Team kann Dir das helfen schlechte Gefühle besser zu erkennen, zu sortieren und sich auf ein folgendes „Meeting“ vorzubereiten, in dem Ihr in aller Ruhe über den Konflikt sprechen könnt.

 

Wichtig ist beim Aufeinanderzugehen konfrontative Sprache zu vermeiden. Ihr besprecht, was Euch wichtig ist und gebt dem Gegenüber die Chance Euch wirklich zu verstehen. Achte dabei darauf Sätze nicht mit „Du“ oder „Sie“ zu beginnen. Das kann schnell als Vorwurf verstanden werden, ebenso wie die Begriffe „immer“ und „nie“.

 

Achte auch darauf bei aufrichtigen Äußerungen zwischen Deinen Gefühlen, Deinen Bedürfnissen und Deiner konkreten Bitte zu trennen. Du kannst zum Beispiel sagen: „Sobald Du so etwas sagst, ärgere ich mich. Mir ist es wichtig, dass wir uns mit Wertschätzung behandeln. Bitte sei so nett und …“

Dadurch, dass Du die einzelnen Punkte so deutlich aufschlüsselst, wird es dem Gegenüber leichter fallen, Deine Beweggründe zu verstehen und Deinem Wunsch zu folgen.

 

Ich wünsche Dir Klarheit im Hinblick auf Deine Bedürfnisstruktur und Sicherheit in Deiner Kommunikationsform um im nächsten Konflikt für Dich einzustehen.